Begegnung mit Rudolf

Rudolf ist im Dorf der Ruedi. Ruedi trägt braune Sandalen, darunter dicke Wollsocken – auch im Sommer. In seiner Handwerkerhose steckt ein Doppelmeter. Ruedi ist eigentlich schon lange pensioniert. Die Leute im Dorf erzählen, dass Ruedi einfach nicht „Nein“ sagen kann und darum immer noch sandstrahlen tut. Ruedi hat Kummer mit seinen Augen. Vor Jahren hat der Arzt einen Grünen Star diagnostiziert und Augentropfen verschrieben, die Ruedi jeden Morgen in die Augen tröpfeln musste. Letzten Herbst stieg trotzdem der Augendruck an und der Arzt riet, Ruedi solle seine Augen operieren lassen. „Diä OP isch dänn aber abverreckt.“ Wochen fast totaler Blindheit folgten und eine Notoperation. „Diä müend dänn vo obe is Aug schnyde.“ Ruedi sieht nun wieder 50 Prozent.

Auf dem Vorplatz von Ruedis Werkstatt hat ein Hund sein Geschäft hinterlassen. Ruedi tritt unbemerkt mit der Sandale hinein, steigt auf seinen Elektrostapler und gibt mit der verschmierten Sandale Gas. Mit eleganten Pirouetten hievt er mein Wagen-Chassis vom Iveco und verteilt die tierische Hinterlassenschaft mit den dicken Vollgummirädern seines Gefährts in dutzende Punkte.

Ruedi braucht seit Kurzem wieder Tropfen. Seine Frau träufelt diese nun täglich in seine Augen. Er sieht es halt nicht mehr richtig. Der Arzt hat gesagt, dass es bald stärker Tropfen braucht, wegen des Augendrucks. Ruedi kommentiert das Ganze mit Gleichmut: „Was wotsch? Muesch vorwärts luege.“

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4 Gedanken zu „Begegnung mit Rudolf

    1. Schaffe, schaffe, Wägeli baue! ?
      Danke für die moralische Unterstützung, kann ich gebrauchen! Muss grad viel, sehr viel schleifen, was bitz eintönig ist. ? Fenster und Balkontüre – alter Lack weg und dann neue Farbe drauf.

      1. Vom Schleifen und Malen könnte ich dir ein Liedchen singen!! Aber wenns leuchtet und strahlt, welch eine Freude. Schleif tapfer weiter, aber nie länger als eine Stunde,:
        Sehnenscheidenentzündung ist sehr schmerzhaft!!
        ❤️lich magrit

        1. Liebe Magrit
          Welch Freude, du liest meinen Blog! Das entschädigt glatt die vielen Schleif- und Malstunden.
          Und ja, ich mach es auch so, versuche mich mit dem, wie es dann wird, bei der Stange zu halten. 🙂
          Warum nur, kommt mir das mit der Sehnenscheidenentzündung bekannt vor…
          Ausser einem harmlosen Schnitt bin ich bis jetzt verletzungsfrei.
          Holz ahlange!
          Grüsse dich sehr herzlich zurück!
          Michi

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