Schnuppertage

15.07.2020 – Schnuppertag 1, Holzbiegerei Thalheim an der Thur

Das Navi führt mich sicher ans Ziel – zehn Minuten zu früh. Gut so, der erst Eindruck zählt!

Ehemaliger Bauernhof. Fahne „Konzernverantwortungsinitiative JA“. Scheune. Jurte. Nebengebäude mit Schreinerei. Auf der Aussentreppe eine junge Frau, bindet sich die Wanderschuhe.

Sie: „Hallo.“

Ich: „Hallo. Michael.“

Sie. „Bist du der Lehrer, der mal was anderes machen will.“

Ich scheine angemeldet zu sein.

Unterhaltung.

Etwas nach acht, die junge Frau meint, Toby würde dann schon kommen, Schlendere über das Gelände. Der Hof erwacht. Eine Frau mit Heissluftfön macht sich am Anstrich eines Zirkuswagen zu schaffen. Wir stellen uns gegenseitig vor. Sie von Luzern, Geschichtenerzählerin. Bringt hier ihren Wagen auf Vorderfrau. Acht Meter lang sei er, eben ein richtig langer, meint sie stolz. Meiner auf der Skizze ist „nur“ sieben… Ein Kind flitz füdliblutt über den Kiesplatz, ein weiteres mit Pfeilbogen hinterher. Ein weiterer Wagen. Im Innern zwei Männer. Beide mit Doppelmeter, vertieft. Klopfe an den Türrahmen. Nicht forsch, nicht zögerlich. Der erste Eindruck zählt! Zufall! Den jüngeren der beiden kenne ich. Der daneben ist Toby, sein älterer Bruder!

Nach einer Anleitung von Toby biegen ein Lehrling, die junge Frau in Wanderschuhen und ich Holzträger für das runde Dach eines Zirkuswagens.

Die Latten, seit Tagen gewässert und nun drei Stunden im heissen Dampfkanal gegart, werden von uns zu Dreierpaketen mit Spanngurten auf vorgefertigte Bogenformen gezurrt.

Dazwischen Aufräumarbeiten auf dem Hof und gemeinsames Mittagessen. Die junge Frau in Wanderschuhen hat barfuss ein feines veganes Gratin gekocht. Am Nachmittag biegen wir die erste Charge Latten fertig.

Lehrreicher Tag mit interessanten Begegnungen.

16.07.2020 – Schnuppertag 2, Holzbiegerei Thalheim an der Thur

Planänderung. Dampfkanal ist um fünf Uhr morgens nicht angesprungen, in der Folge die Holzlatten zu Arbeitsbeginn nicht gar. Helfe Toby bei Räumarbeiten im Lager. Es braucht Platz, ein Bildhauer hat sich eingemietet. Um elf Uhr geht’s mit dem Biegen weiter.

Gemeinsames Mittagessen. Spaghetti mit Parmesan. Die Kinder, nun ohne Pfeilbogen dafür in Kleidern, haben mit ihrer Mutter gekocht. Es schmeckt! Den Kaffee trinke ich dann schwarz. Ob ich Hafermilch mag, weiss ich nicht sicher… Etwas später marschieren die Kids, nun mit übergrosser Gartenschere bewaffnet, zum Sonnenblumenbeet. Die krummen wollten sie umtun, kündigen sie an. Kurz bevor die Köpfe rollen, erhebt Toby Einspruch und meint, krumm wäre aber auch schön und zudem gehörten die Blumen dem Nachbarn. Das leuchtet ein. Die Jungs verduften, immer noch mit Schere…

Am Nachmittag biegen wir die zweite Charge Latten. Mit Toby mache ich ab, morgen über mein geplantes Wagenprojet zu sprechen. Ich fahre am Abend zufrieden nachhause.

17.07.2020 – Schnuppertag 3, Holzbiegerei Thalheim an der Thur

Heute schreinern wir etwas spontan Befestigungsklammern für das Biegen der Latten, da es mehr Latten wie Klammern hat. Da die benötigten Schrauben fehlen, fahre ich nach Winti welche holen, koche mit Toby das Mittagessen und schraube am Nachmittag zusammen mit dem Lehrling und der jungen Frau die Klammern zusammen. Um 18 Uhr dann das Gespräch mit dem Ziel mein Wagenprojekt zu konkretisieren. Toby schlägt mir vor, einen Wagen von vier und nicht sieben Metern Länge zu bauen und rät, wie Claudia, das Fuder nicht zu überladen. Etwas konsterniert bis enttäuscht, aber im Vertrauen auf den Fachmann, nehme ich diesen Rat zur Kenntnis. Hingegen freut mich, dass Toby mir zutraut, viele Arbeiten selbst ausführen zu können, was einen positiven Effekt auf die Kosten haben wird. Er stellt mir eine Offerte in Aussicht. Ich fahre mit gemischten Gefühlen nachhause. An die Länge von vier Metern muss ich mich noch gewöhnen…

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